Die Geschichte des Gospels

Während des 18. und 19. Jahrhunderts wurden etwa zehn Millionen Schwarze aus Afrika nach Nordamerika verschleppt, um dort als Sklaven auf den Plantagen zu arbeiten. Was ihnen blieb, war ihre Musik. Die Gefühle, die im Alltag nicht gezeigt werden durften, fanden ihren Ausdruck im Gesang.

Die Plantagenbesitzer verboten das Singen in afrikanischen Sprachen, da sie befürchteten, die Sklaven könnten sich bei der Arbeit miteinander absprechen und Fluchtpläne schmieden. Deshalb befahlen sie, Passagen aus dem Alten Testament als Liedtexte zu verwenden. Da das Trommeln als heidnisch angesehen wurde, rhythmisierten die Sklaven die Psalmen mittels Klatschen und Stampfen. Das Spiritual war entstanden.

"Mein Massa ruft mich zu sich und sagt, dass meine Ration gekürzt wird, und ich kriege 100 Schläge mit der Lederpeitsche. Meine Freunde sehen das und haben Mitleid mit mir. Als sie an dem Abend zu unserem Treffen kommen, singen sie davon. Und manche gute Sänger sind dabei, die können das. Und sie bringen das rein, verstehen Sie, bringen das einfach rein, bis es richtig ist. Und dann singen die anderen mit, als wenn sie den Song schon lange kannten, aber sie haben ihn nie vorher gehört. So geht das!"

Die biblischen Texte wurden in Bezug zur damaligen Lebenssituation gesetzt. Es entwickelte sich eine Art Geheimsprache, vieles bekam eine zweite Bedeutung. So verstanden die Sklaven unter dem Gelobten Land und dem alttestamentlichen Fluss Jordan etwa den Staat Kanada und den Fluss Mississippi. Die Reise über den Jordan wurde zum Symbol für die Flucht in die Freiheit.

Nach Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1865 bildeten sich neue Kirchen in Amerika, in denen die Traditionen der schwarzen „praise houses“ weitergeführt wurden. Etwa auch zu dieser Zeit begannen Komponisten und Textdichter, sich mit den Spirituals zu beschäftigen. Die bislang mündlich überlieferten Songs wurden neu arrangiert und einige der Lieder bekamen sogar ein Copyright. Aus dem Spiritual entstand der Gospel. Dieser hat einen neutestamentlichen Text, ist expressiver und rhythmischer als das Spiritual. Im Gospel sind die afrikanischen Einflüsse besonders stark spürbar. Call & Response (d.h. ein Vorsänger „ruft“ und der Chor oder die Gemeinde „antwortet“) und häufige Wiederholungen sind feste Bestandteile vieler Gospelsongs.

Spannende Links zum Thema:

» Chöre und Orchester der Universität Freiburg (Studium Generale)

» Chorverband Breisgau

» Badischer Chorverband